Blaulichtgottesdienst am 19.10.2025

Beim Blaulichtgottesdienst des Evangelischen Dekanats Bayreuth wurde in Weidenberg an belastende Einsätze erinnert und Kraft für kommende getankt. Welche Aufgabe Stefanie Krauss nun übernimmt und was Lady Gaga damit zu tun hat. Darüber berichtete Markus Klein im Nordbayerischen Kurier am 20. Oktober 2025.

Eine Kerze wird entzündet für einen Kollegen der Integrierten Leitstelle Bayreuth/Kulmbach, der den Notruf seiner eigenen Mutter entgegennehmen musste, die bei einem Brand verstarb. Der Weidenberger Pfarrer und Notfallseelsorger Günter Daum gedenkt eines jungen Mannes, der bei einem Motorradunfall sein Bein verlor – er wollte eigentlich im Oktober seine Ausbildung bei der Polizei beginnen.

Etwa 15 weitere Besucher des Blaulichtgottesdienstes in der Römisch-Katholischen Kirche St. Michael in Weidenberg entzünden am Sonntag Kerzen im Gedenken an belastende Einsätze von Feuerwehrleuten, Polizisten, Sanitätern, Wasserwacht-Kräften und allen weiteren Nothelfern in Stadt und Landkreis Bayreuth.

Geschätzt 120 Einsatzkräfte, deren Angehörige und interessierte Gemeindemitglieder sind am Sonntag zum Blaulichtgottesdienst gekommen, bei dem es darum geht, belastende Einsätze zu erinnern und Kraft für die kommenden zu tanken. „Einer trage die Lasten des anderen, und so werdet ihr das Gesetz Christus erfüllen“, zitiert Pfarrer Günter Daum, der den Gottesdienst leitet, aus dem Brief des Paulus an die Galater.

In seiner Predigt gibt sich Daum als Fan von Top Gun zu erkennen – ein Kampfpiloten-Film mit Tom Cruise in der Hauptrolle von 1986, der im Jahr 2022 fortgesetzt wurde. Vor kurzem habe Daum an Top Gun gedacht, als sich er und etwa 100 weitere Pfarrer in der US-Basis Rammstein über die Seelsorge von unter besonderem Stress stehenden Soldaten wie Kampfpiloten austauschten und weiterbildeten. Ähnlich wie Soldaten müssten auch Einsatzkräfte unter großem Druck und in teils seelisch belastenden Situationen ihre Arbeit fortführen.

Dann spielt Daum ein Lied aus dem neuen Top Gun ab: „Hold my Hand“ von Lady Gaga. „Halte meine Hand, und alles wird gut“, ist die Übersetzung der Hauptzeile. Im Lied gehe es um zwei Menschen, aber die Beziehung zu Gott schwinge immer wieder mit, sagt Daum. Halt in Gott in schweren Zeiten finde auch die Sängerin Lady Gaga, die auf einer katholischen Mädchenschule unterrichtet worden sei. Viele Hände halten würden auch die kirchlichen Notfallseelsorger. „Zudrückende, zitternde, dankbare und streichelnde Hände“, erzählt der Pfarrer. So könnten die bewegenden Erlebnisse auch vor Gott gebracht werden.

Daum, der selbst jahrelang bei Feuerwehr und Rettung gearbeitet hat, ist seit vielen Jahren für die Notfallseelsorge im Dekanat Bayreuth zuständig. Auch wegen der Vergrößerung des Dekanats um Pegnitz ist Daum froh, dass beim Blaulichtgottesdienst auch Pfarrerin Stefanie Krauss aus Glashütten von Dekan Jürgen Hacker zur Notfallseelsorgerin beauftragt worden ist und sich die beiden die wichtige und schwierige Aufgabe teilen können. „Sie macht jetzt vornehmlich den südlichen Landkreis, ich den nördlichen“, erklärt Daum nach dem Gottesdienst – der mit der kraftvollen und nach Hoffnung klingenden Titelmelodie von Top Gun endet, gespielt vom Posaunenchor Weidenberg und der Bläsergruppe der Polizei Bayreuth.

„Mein Vater ist jahrelang den Rettungshubschrauber geflogen – ich habe einen familiären Bezug“, erklärt Stefanie Krauss, warum sie die ehrenamtliche Aufgabe gerne übernimmt. Dazu musste sie eine 100-stündige Ausbildung absolvieren – was Daum und Krauss auch für notwendig erachten: „Man sollte psychologisch belastbar sein und den Menschen in belastender Situation auch gerecht werden.“ Denn die Notfallseelsorger werden von den jeweiligen Stellen direkt an den Einsatzort gerufen, etwa nachts auf die Autobahn nach einem Motorradunfall oder nach einem Brand vor das Haus.

Da sitzen sie dann auf Bänken zu einer Tasse Kaffee, zeigen Präsenz, spenden Trost, halten Hände, hören zu, können auch vor Ort eine Aussegnung machen, um ein würdiges Abschiednehmen zu ermöglichen und die Last zu nehmen. Auch, damit die Einsatzkräfte ihre Arbeit fortsetzen können. „Zum Beispiel wenn Feuerwehrleute bei einem Unfall die Not anderer Menschen sehen und spüren, müssen sie trotzdem noch die Unfallstelle aufräumen“, erklärt Krauss, die während des Gottesdienstes passend die Geschichte des barmherzigen Samariters vorgetragen hat.

Nach ihren Einsätzen für die Einsatzkräfte „segnen wir auch uns“, sagt Krauss. Denn auch die Seelen der Notfallseelsorger bleiben von Not und Leid nicht unberührt. „Und wir können nur Trost spenden, wenn wir uns auch um unsere eigene Seele kümmern“, sagt Daum.

Aus dem Nordbayerischen Kurier von Markus Klein

Fotos: Erika Gstaiger und Conny

 

Pfarrer Günter Daum, Pfarrerin Stefanie Krauss, Dekan Jürgen HackerEvang. Posaunenchor mit Bläsern der Polizei BayreuthDie Bläser bei ihrem Einsatz auf der EmporeBlick auf die KirchenbesucherDer Erzengel Michael an der WandAnzünden der GedenkkerzenAnzünden der GedenkkerzenHinführung durch Günter DaumVerpflichtungsfrage an Pfrin. Krauss durch Dekan Hacker SegensspendePfr. Daum, Dekan Hacker, Pfrin. Krauss beim Schlussgebet